/> Übersetzung Le Temps
Krigsnachrichten
Kriegsnachrichten
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Situation 1

Direkte Übersetzung des französischen Artikels
Le Temps, Paris 6. Oktober 1914

Anmerkung zur Übersetzung:
Die Übersetzung ist sozusagen wortwörtlich gemäss altem französisch und somit klingt es nach altdeutsch.   Übersetzung: Armelle Senti, Wettingen

In den Tag hinein

Der deutsche Kriegsplan gegen die Schweiz
Die Archive des deutschen Führunsstabs beinhalten ein merkwürdiges und wenig bekanntes Dokument, dessen Veröffentlichung hauptsächlich unsere Freunde der Schweiz. Eidgenossenschaft interessieren könnte: den deutschen Kriegsplan gegen die Schweiz.
Dieser Plan, zuerst vom Prinzen Frédéric-Charles ausgearbeitet, anschliessend durch die Zusammenarbeit von Goeben, Reyher und Manteuffel verbessert und präzisiert, hat auf germanische Weise drei  verschiedene Phasen vorgesehen:

  1. Zeitraum der Bedrohung und Verhandlung der Streitkräfte
  2. Aneignung eines Teilgebietes gleichbedeutend mit den zu erreichenden Vorteilen
  3. Die totale Vernichtung des Gegners

Die Deutschen ändern ihre Vorgehensweise im Allgemeinen wenig.
Das deutsche Gehirn ist eine Art Wiederholungs“täter“. M. de Schoen hat uns unlängst ein solches Beispiel nach deutscher Art geliefert bezüglich „kriegsverhandlung“, als er versuchte unsere Diplomatie zu belustigen oder einzuschüchtern, um seinem Kaiser die Zeit zu geben, heimlich und unbemerkt die Mobilmachung der Truppen vorzunehmen, bestimmt für den „beschleunigten Angriff“, der uns auf einen Schlag hätte zerstören sollen. Dieses Vorgehen hätte schonungslos verlaufen sollen, im „Notfall“ (es ist bekannt, was M. von Bethmann-Holweg darunter versteht) auf den Bundesrat der Schweizer Kantone angewendet werden sollen.
Der deutsche Kriegsplan gegen die Schweiz sieht vor, dass der Krieg unmittelbar nach der „Kriegsverhandlung“, während der „die deutschen Truppen an der Schweizer Grenze zusammenziehen“, beginnen wird. Alles ist vorbereitet: der Einmarsch der Truppen in die Schweiz, auf dem linken Rheinufer in die Kantone Schaffhausen, Zürich und Basel. Der Bereich zwischen der Aare und dem Bodensee soll als Durchgang dienen. Dieser Durchgang „könnte mittels Bootsanleger/Schiffsbrücken an der Einmündung der Glatt, zwischen Eglisau und Kaiserstuhl erfolgen“. Der deutsche Führungsstab beabsichtigt, diese Aktion gemäss seiner Gewohnheiten zu sichern, und zwar durch eine „numerisch, vernichtende überlegenheit“. Das Gebiet wurde ausserdem durch den geografischen Dienst der Armee sorgfältig untersucht. „Die Glatt fliesst durch ein begehbares Tal, das eine Meile breit ist und in Richtung Zürich in eine sanfte Hügellandschaft übergeht. Bekanntlich spielen sich die Deutschen als Touristen auf, um auf bequemere Weise spionieren zu können. Prinz Frédéric-Charles, dessen Lehre oft in den militärischen Schulen Deutschlands unterrichtet wird, hatte eine vertiefte Studie über die Schweiz ausgearbeitet. „Ich kenne die Schweiz genau“ sagte er und fügte an: „Falls die Schweiz immer auf ihre eigenen Mittel beschränkt sein wird, sollten wir uns Bern zum Ziel setzen sowie auch die Strassen, welche dorthin führen, vorzugsweise die Strassen entlang der Aare; allerdings, zwischen dem Jura und dem Genfersee bis Luzern und Thun, mit Ausnahme von einigen Orten, ist das Vordringen der Truppen nicht durch die Natur beeinträchtigt sondern ermöglicht sogar den Einsatz von Waffen“.
Dieser Plan von Fédéric-Charles erschien den Strategen und Taktiker, die allenfalls mit dem überfall auf die Schweiz beauftragt waren. Einer von ihnen, General Reyher, welcher zu Rate gezogen wurde, kritisierte den Plan als unbefriedigend, um „den Feind in geringst möglicher Zeit vollständig zu vernichten“.
Dieser grossartige Professor der Taktik und Strategie erklärt, dass „es sogar in einem Krieg mit der Schweiz darum geht, den Feind zu schlagen und falls es gelingen sollte, ihn erbarmungslos zu verfolgen. Manteuffel teilte dieselbe Meinung. „Das einzige Ziel des Krieges, sagte er, ist die Vernichtung des Gegners“. Hier erkennt man die unerbittliche Maxime des berühmten Clausewitz, welcher Gefallen darin fand, der Krieg solle reissend sein und „der Bevölkerung solle nur noch das Heulen übrig bleiben“.
Es ist bekannt, dass die Oberleutnants des Kaisers, MM. Von Kluck, von Kolewe, von Luettwitz, Krapow, Plattenberg, etc. wetteiferten, um diesen Plan in Belgien, nicht zuletzt in Louvain, Termonde, Dinant-sur-Meuse, Namur, und in Frankreich in Soissons, Senlis, Reims… durchzuführen.

Mehrere Professoren der Universität Genf haben eloquent gegen die Gräueltaten bei uns und unseren tapferen belgischen Freunden protestiert. Sie erinnern sich, gesehen zu haben, wie Guillaume II. ihre Armee „inspizierte“, und sie wissen, auf welche Weise die deutsche Regierung gegenüber Mächten handelt, deren Neutralität die brachialen Ambitionen des Pangermanismus stört. Sie ignorieren gar nicht, dass ein Invasionsplan der Schweiz möglich und von den Führungskräften des Kaisers vorgesehen war. Die Schweiz war glücklicherweise auf der Hut.

Originalquellen:
http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k2419538/f3.image